Ich erinnere mich noch sehr gut. Ganz oft, wenn ich aus dem Büro nach Hause kam, konnte ich gerade noch meine Tasche abstellen, mir was Bequemeres anziehen, und dann war erst mal Ende-Gelände.

Müde, Fertig, Ausgepowert.

Jetzt bitte nicht falsch verstehen, ich ging gerne ins Büro. Es gab nette Kollegen und irgendwie freute ich mich auch auf die Probleme, die es jeden Tag zu lösen gab. Ich war mit der Zeit ziemlich gut darin geworden, hatte eine gewisse Routine entwickelt. Und ich hab es auch irgendwie genossen, in einer Rolle zu sein, in der ich mit Lösungsansätzen dem team weiterhelfen konnte.

Ausserdem genoss ich es, an der Kaffeemaschine zu stehen, und mich mit den Kollegen darüber aufzuregen, was die Firma alles nicht gut machte. Denn eine Sache war klar, wenn das globale Team endlich mal das tun würde, was sie immer versprachen, dann wäre unser Leben hier lokal viel einfacher. Und wen der Aussendienst endlich mal mehr verkaufen würde, dann könnten wir die Früchte unserer Marketingarbeit auch wirklich ernten. Denn wir gaben ja Vollgas – nur bremste uns das System aus. Zumindest gefühlt. Und dann gab es da ja noch die kleinere und grösseren Spielchen zwischen den Abteilungen. Sollen die anderen mal Ihren Job richtig machen, wir machten unseren ja auch. Fazit: Lange mache ich das sowieso nicht mehr mit – das sage ich Euch!

Ach wirklich? Denn wenn ich ehrlich bin, habe ich dann doch noch ziemlich lange mitgespielt in diesem Spiel. Ich habe weiterhin Kampagnen gebaut, hinter denen ich nicht wirklich stand, habe Projekte umgesetzt, deren Sinn ich nur zur Hälfte verstand, Ich habe enorme Energie dafür aufgebracht, Ziele zu verfehlen, die von Anfang an nicht realistisch waren, oder zu Meetings zu fliegen, die nicht das erhoffte Resultat erzielten. Und trotzdem habe ich das alles freiwillig getan – und ich muss schon zugeben, dass ich trotz aller Kritik auch froh war, dass ich diesen Job überhaupt hatte.

Denn ich wusste, an welchem Tag und in welcher Höhe mein Gehalt auf dem Konto war. Zuverlässig und ohne Zeitverzug. Egal was im Aussen passierte. IT Shut-Down, weil wir gehackt wurden – egal, die Firma war robust. Eine Produkteinführung die suboptimal gelaufen war, weil es Produktionsprobleme gab – völlig Wurscht, das konnte der Konzern abpuffern.

Aber das Gefühl in mir wurde jeden Monat stärker. War es das? Wollte ich diese Art von Berufsleben führen bis zur Rente? Würde man mich überhaupt brauchen bis dahin? Wenn ich mich umschaute im Unternehmen, dann gab es nur eine Handvoll Kollegen, die über 50 waren – und gerade in meinem Bereich so gut wie niemanden. Und ganz unabhängig davon, ob man mich brauchte oder nicht, fühlte sich irgend etwas in mir nicht mehr wirklich gut an. Vielleicht war ich auch deshalb so ausgelaugt. Und jeden Tag ein bisschen mehr.

Wir arbeiteten zwar durchaus fortschrittlich, Wir nutzten sogar den “Golden Circle” von Simon Sinek, und wir hatten ein echtes “Warum”, definiert. Es war auch durchaus eine edle Mission, die wir uns auf die Fahnen geschrieben hatten. Aber im Alltag ging es dann doch plötzlich etwas weniger um das höhere Ziel, und etwas mehr um den Umsatz. Was ja auch völlig legitim ist, denn so funktioniert ein börsennotiertes Unternehmen nun einmal. Menschen investieren Ihr Geld, und sie erwarten sich eine entsprechende Rendite. Und zwar zeitnah. Punkt.

Also musste ich mich dieser Frage stellen. Und zwar nicht zum ersten Mal in meiner Karriere. Wollte ich dieses Modell weiterfahren? Ist es das, wofür ich hier bin? Und ist es dieses Umfeld, in dem ich mein volles Potential entfalten kann? Kann ich hier meine Ideen umsetzen und meine Expertise einsetzen, damit sie diese Welt ein Stückchen besser macht?

Fragen über Fragen, und sie hatten noch nicht einmal etwas mit diesem spezifischen Unternehmen zu tun. Denn ich hatte schon diverse andere Firmen mit ähnlicher Struktur kennengelernt, und die Abläufe waren vergleichbar. Es sind einfach die Spielregeln, und man wird sie für mich nicht ändern.

Langsam aber sicher reifte eine Erkenntnis in mir. Egal, wie sehr ich es versuchen würde,  mich anzupassen und kein Risiko einzugehen, ein Teil von mir würde immer unglücklich sein. Ich würde immer das Gefühl haben, nicht das umzusetzen, was ich wirklich in mir hatte.

Was aber war die Alternative? Nochmals den Schritt in die Selbständigkeit wagen? Den hatte ich doch schon einmal gemacht, und er war nicht wirklich geglückt. Er hatte mich damals meine finanziellen Reserven (und noch ein bisschen mehr) gekostet, und ich war irgendwann froh, dass ich wieder einen gut bezahlten Job als Marketingleiter angeboten bekam.

Trotzdem, ich konnte es drehen und wenden wie ich wollte. Ich merkte, wie die Motivation für das, was ich da tat abhanden gekommen war, und dass die Flamme in mir nur noch auf sehr niedrigem Niveau brannte,Der Punkt der Entscheidung war gekommen:

Und diese Entscheidung war keine einfache. Denn sie bedeutete, ein sechsteiliges Einkommen aufzugeben, um es noch einmal auf eigen Faust zu versuchen.Die Kernfrage, die sich mir stellte war, ob ich bereit bin, die Kritik auszuhalten (auch und zuallererst von mir selbst), falls ich (wieder) scheitern würde.

Vielleicht ist das die entscheidende Frage, die sich jeder stellt, der entscheidet, sich selbstständig zu machen. “Was ist, wenn es nicht klappt”.

Und dann habe ich irgendwann erkannt, dass dies die falsche Frage ist. Und ich habe sie durch andere Fragen ersetzt. Bessere Fragen, die mir einen anderen Blickwinkel erlaubt haben, einen Perspektivenwechsel. Und zwar:

  • Was will ich wirklich tun in meinem Leben?
  • Wie kann ich mein volles Potential entfalten?
  • Wie kann ich mich aufstellen und organisieren, damit mir das gelingt

Und weisst Du was? Seit ich mir diese Fragen stelle, ist der Weg klar geworden, Und ich habe eine komplett andere Energie. Den Job als Marketingleiter habe ich an den Nagel gehängt, und zwar im Guten. Und ich habe enorme Freude dabei, jetzt wieder mein eigenes Ding zu machen. Mit allen Aufs und Abs, die das mit sich bringt.

Es ist nicht jeden Tag einfach, und es gibt auch die ein oder andere Hürde zu überspringen, aber es macht mir jeden Tag Freude, ein bisschen mehr von den Ideen umzusetzen, die ich in mir trage und andere dabei zu unterstützen, Ihre Ideen in die Welt zu bringen. Erstaunlicherweise fügen sich jetzt viele Dinge, und es ergeben sich Möglichkeiten, die ich vorher gar nicht auf dem Radar hatte. “Der Weg entsteht beim gehen” hat die wunderbare Silke Schäfer einmal zu mir gesagt, “wenn Du vertraust und den Impulsen folgst”.

Genau das kann ich bestätigen und ich wünsche Dir, dass Du für Dich die richtigen Fragen und die richtigen Antworten findest. Solltest Du dabei Unterstützung suchen, dann kontaktiere mich gerne. Oder abonniere Dir meinen Newsletter, denn hier werde ich immer wieder Impulse zu diesem Thema senden.

Lass mir gerne einen Kommentar wie es Dir in diesem Zusammenhang geht – denn es ist ein Thema was ganz viele Menschen betrifft und ich halte den Austausch hierzu für Fundamental wichtig.

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